Gedichte von Emma Kann,
vorgetragen von ihrer Nichte Ruth Frenk
Mit Video-Kompositionen von Bette Bayer, Konstanz
Emma Kann war Dichterin und Denkerin, eine Lehrerin
und Überlebende. Sie war eine Zeugin der dunkelsten
und der hellsten Momente des 20. Jahrhunderts. Und Sie war eine Suchende, die nie aufhörte, sich selbst und die Welt zu hinterfragen. Sie war eine Schreibende, die viele Menschen
mit ihren Worten berührt und bereichert hat.
Emma Kann, geboren 1914 in Frankfurt am Main, wanderte
1933 aus. Sie hatte mehrjährige Aufenthalte in England, Belgien,
Frankreich und Kuba und war ab 1945 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie beschäftigte sich intensiv mit amerikanischer und englischer Dichtung und war Mitglied der Poetry Society of
America.
Im Jahr 1981 kehrte sie nach Deutschland zurück und schrieb wieder Gedichte in deutscher Sprache. Sie publizierte vier Gedichtbände im Hartung-Gorre Verlag, Konstanz: „Zeitwechsel“, „Im
Anblick des Anderen“, „Im weiten Raum“ und „Strom und Gegenstrom“.
Im Jahr 2022 erschien ihr Autobiographisches Mosaik:
„Betrachtungen und Erlebnisse“, Carola Hilmes (Hg.)
bei Hentrich und Hentrich Verlag, Leipzig.
Die Hügel sind nah
Und das Meer ist mir nah,
doch die Heimat ist mir so fern:
es trennt mich von ihr nicht nur Hügel und Meer,
das überbrücke ich gern.
Es trennt mich von ihr ein viel tieferer Schlund
als die kreisende Erde ihn kennt;
es ist ihr Hass und es ist ihre Wut
was von der Heimat mich trennt.
Ich könnte nach Hause; es ist nicht so weit,
auf der Karte nicht so weit fort.
Doch zu Hause ist meine Heimat nicht mehr,
fremd bin ich den Menschen dort.
Fremd bin ich hier und fremd bin ich dort,
und nirgends bin ich bekannt,
und wandre ich auch über Hügel und Meer,
ich finde kein Vaterland